Mit der Gründung unserer Gartensparte am 24.06.1980 fing alles an. Nachdem wir von der Stadt Radeberg grünes Licht für unser Projekt hatten, ging es los mit Lauben bauen und Garten urbar machen.

Aber schon gab es die ersten „außerordentlichen“ Vorkommnisse. Dank der Zuarbeit einiger Gartenfreunde können wir noch heute daran teilhaben:
 

Der Gartenfreund

Die Parzellen waren eingeteilt. Jeder konnte nun auf seinem Grundstück nach Herzenslust schaffen.

Am Folgetag stellte ich fest, dass sich das mir zugewiesene Land an der Begrenzung zum Nachbarn um ca. 2 Meter verkleinert hatte. Fein säuberlich, an kleinen Stäben befestigt, sollte eine neu gezogene Schnur die Abgrenzung voneinander sein.

Was sollte ich tun? War da der erste „Streit am Gartenzaun“ vorprogrammiert?

Wie zu erwarten behauptete der Nachbar nichts an der Parzellengröße geändert zu haben und bestand auf der von ihm nur deutlicher abgegrenzten Trennung.

Er hatte nur etwas nicht beachtet: Ich hatte am Drahtzaun der Gartenanlage bei der Übergabe der Parzellen eine Markierung angebracht.

Der Beweis seiner unlauteren Handlung war offensichtlich.

Mit rotem Kopf korrigierte er die von ihm angebrachte Abgrenzung. Der ursächliche Zustand war wieder hergestellt.

Das war der Beginn einer gutnachbarschaftlichen Beziehung.

Manche Flasche Bier haben wir mittlerweile gemeinsam an unserer „Grenze“ getrunken.

 

Nun gelten in so einem Gartenverein gewisse Spielregeln. So hatten wir vom ersten Tag an das „Statut des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter der DDR“ vor Augen. Da konnte man nicht einfach anbauen wozu man Lust hatte. Die Ernte musste gewogen und abgerechnet werden. Doch bevor man etwas anbauen kann braucht man ein ordentliches Beet. Aber das ist nicht so einfach:

 

Die Heide brennt

Heideland in Gartenland umzuwandeln ist schwer.

Ich war müde und es war anstrengend den fest gewachsenen Boden abzustechen und umzugraben. Es gibt eine einfachere Lösung, oft schon gesehen und erprobt.

Sorgfältig und genau abgezeichnete 2 m²-Felder versuchte ich mit Feuerlegen von dem hohen Wuchs zu befreien.

Vorsichtshalber hatte ich mir einen Eimer Wasser und eine Gießkanne bereitgestellt.

Das Abbrennen des ersten Quadratmeters gelang.

Die Katastrophe begann beim zweiten Quadratmeter. Plötzlich zischelten Flammen hinter dem Drahtzaun außerhalb unserer Gartenanlage im Wald hoch.

Durch ein im Erdreich liegendes Tonrohr, sicher begünstigt durch den Luftzug, waren die Flammen unkontrolliert weiter gezogen.

Der Schreck war so groß, dass ich in Gedanken schon den Richterspruch wegen Brandstiftung am Volkseigentum vernahm.

Kein Mensch war zu sehen.

Wie ich über den mannshohen mit Stacheldraht bestückten Drahtzaun gesprungen bin, kann ich mir heute nicht mehr erklären. Ich versuchte die Flammen durch niedertreten zu löschen.

Nach langen Hilferufen kam ein Gartenfreund mit zwei Wassereimern angerannt.

Letztlich gelang es das Feuer zu bändigen.

Das Tonrohr liegt heute noch an jener Stelle.

Nicht nur Brände bremsten unseren Tatendrang. Es gab sogar Winterstürme:

 

Auch das gab’s – aber nur einmal!

 

In einer Märznacht des Jahres 1982 fegte ein Sturm mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 100 km/Std. über Radeberg hinweg und leistete an meinem Fertigteilbungalow, der zu diesem Zeitpunkt nur aus Außenwänden und Dach bestand, ganze Arbeit. Als ich am nächsten Tag im Garten ankam bot sich mir ein furchtbarer Anblick der Verwüstung.

 

Zwei Tage Soforturlaub waren nötig um alles wieder zu zerlegen und unter wetterfesten Planen zu stapeln.

Verwundert schauten vorbeikommende Gartenfreunde auf die Parzelle, auf der vor kurzem noch ein Bungalow stand und nun wieder verschwunden war. Wie konnte das sein?

Aber bald hatte sich das Geschehene herumgesprochen. In der Folge ging es mit Elan und Zuversicht an den Wiederaufbau. Bungalow-Fertigteile wurden beim Hersteller nachbestellt, Ziegel, Sand und Zement herangeschafft und der Bungalow entstand zum zweiten Mal – diesmal aber in teilmassiver Bauweise.

 

 

So wurde eine etwas aufwendigere aber haltbarere Lösung realisiert. Ärger und Mehrkosten waren bald vergessen.
 

Damit unsere Gartenfreunde auch auf ihrer Parzelle nicht aufs Fernsehen verzichten mussten und nach einem Tag an frischer Luft in ihren Lauben entspannen konnten wurde der Plan gefasst eine Gemeinschaftsantenne zu bauen.

 

Wir bauen eine Gemeinschaftsantenne

Es war der Wunsch vieler Gartenfreunde zu dieser Zeit.

Gemeinsam hatten wir in vielen Arbeitsstunden die Heidefläche grob in eine landwirtschaftlich nutzbare Fläche verwandelt, Gräben gezogen, Entwässerungen geschaffen, Kabel gezogen, Funktionshäuschen gebaut und vieles mehr…

Bei Regen und Wind haben wir schutzsuchend unter einem Wohnwagen gewartet und danach weiter gearbeitet.

Bisher fremde Menschen hatten sich zusammengefunden um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ein enges Für- und Miteinander war entstanden.

Zukunftsorientiert träumten wir von einem Rundfunk- und Fernsehempfang, wenn jeder seine Parzelle einmal fertig hatte.

So entstand ein gemeinsames Vorhaben an dem jeder von uns seinen Anteil leisten konnte.

Ähnliches gelang bei der Schaffung der zentralen Wasserversorgung, die eine weitere Nutzung des in fast jedem Grundstück gebauten Brunnen unterstützte.

Es war unsere Zeit des gemeinsamen Aufbruchs, an die zu erinnern heute einfach notwendig ist.

Vor allem den neu hinzugekommenen Mitgliedern soll damit verständlich werden, welche Mühen erforderlich waren um diese Kleingartenanlage zu schaffen. Wir sollten alles tun, sie gut zu erhalten. Mit einer Geldgabe ist wenig getan.

Leider ist die freudige, gemeinnützige Zusammenarbeit etwas verloren gegangen.

 

Eines Tages kam die Wende auch in unserer Gartensparte an und wir wurden ein eingetragener Verein. Auch wenn es heute noch Regeln für eine Mitgliedschaft im Kleingartenverein gibt, Tomaten und Gurken brauchen wir nicht mehr zählen.

2007 wurde unser in die Jahre gekommenes Wasserleitungsnetz komplett erneuert. Das ist nicht nur der Farbe unseres Wassers gut bekommen.

Da das Domizil unseres Vorstandes inzwischen einen beängstigenden Zustand angenommen hatte, gab es 2007 ein schmuckes neues.
 

 

Aber das Jahr 2007 war nicht nur ein Jahr der Neuerungen. Der Orkan „Kyrill“ hat auch in unserer Gartensparte seine Spuren hinterlassen und für reichlich zusätzliche Arbeit gesorgt.

 

Doch da wir uns durch nichts unterkriegen lassen haben, kam unser 30-jähriges Bestehen heran. Das haben wir dann auch ganz groß mit einem Gartenfest gefeiert. Da wurde dann auch noch so manche „Weißt-du-noch-Geschichte“ hervorgeholt. Und weil es so schön war, haben wir 2012 gleich ein weiteres Fest inszeniert und wollen das nun alle zwei Jahre tun.

So sind die Jahre vergangen mit Höhen und Tiefen und wir sind gespannt was uns im nächsten Gartenjahr so alles erwartet.

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